Vor dem Harz hatten wir Respekt. Wir entschieden uns daher dafür, den Harz in zwei kleineren Etappen zu durchfahren. Unsere 4. Etappe mit 43 km führte uns von Goslar am Harzrand entlang nach Wernigerode und war gar nicht so schlimm, wie wir gedacht hatten. Am Harzrand entlang geradelt, blieb unterwegs viel Zeit für Besichtigungen.
Vor dem Harz hatten wir Respekt. Wir entschieden uns daher dafür, den Harz in zwei kleineren Etappen zu durchfahren. Für beide Male hatten wir uns um die 40 km vorgenommen. Das ließ alle Möglichkeiten offen.
Der Morgen war noch ziemlich grau und es regnete zum Teil noch, daher nutzten wir nochmals das üppige Frühstück des Hotels. Es war gut, dass wir erst spät am Vormittag wegkamen. Der Regen hörte auf und es war nur noch grau, aber immerhin nicht mehr nass. Die grauen Wolken zogen rasend schnell nach Osten, standen wir oder machten wir irgendwo Pause, pfiff uns der Wind kalt und böig um die Ohren. Handschuhe waren unbedingt erforderlich. Nur wenige Abschnitte am Nachmittag ließen bei 9 Grad die Illusion von Wärme aufkommen
Unser Glück heute war, es war Westwind. Entlang der Bundesstrasse nach Goslar-Oeker ließ uns der starke Rückenwind die Strasse förmlich entlang fliegen. Wir hatten gar nicht damit gerechnet, aber die ersten knappen 10 Kilometer fuhren wir eigentlich nur bergab in den Harz hinein. Erst in Goslar-Oeker mussten wir über eine Treppe unsere Räder in den Wald hinein hoch schieben.
Längere Zeit fuhren wir danach am Waldrand oberhalb der Ortslagen entlang. Die alte Radfahrer-Weisheit, einmal bergauf, bedeutet auch irgendwann mal wieder bergab, erfüllte sich vor Bad Harzburg. Vom Waldrand hinab konnten wir lange Zeit vorbei an einem Golfplatz und einer alten Galopprennbahn in den Ort hineinfahren.
Unsere Fahrradstrecke hätte uns hier jetzt wieder zum Wald zurückgeführt. Wir entschieden uns aber wegen des heftigen Sturms und der Gefahr des Astbruchs vor dem Wald außerhalb durch kleinere Orte - wie zum Beispiel Westerode - über die freien Felder zu fahren. Der (Rücken-)Wind mit Geschwindigkeiten von 60 oder 70 km/h machte sich für uns mehr als positiv bemerkbar. Auf den kleinen Strassen im Vorharz-Gebiet gab es zwar keine Fahrradwege, dafür war aber wenig Verkehr, so dass wir gefahrlos fahren konnten.
Bei Eckerntal überschritten wir die ehemalige deutsch-deutsche Grenze. Auf der anderen Seite liegt der Ort Stapelburg. Für uns beide, für die es viele Jahre ganz normal war, dass es zwei Deutschlands gab, war es ein komisches Gefühl, jetzt einfach über den ehemaligen Eisernen Vorhang fahren zu können. Einfach die Wahl zu haben, wohin möchte ich fahren, bekam hier für uns eine ganz neue Bedeutung.
Am Ortseingang von Stapelburg gibt es ein kleines Denkmal zur Wiedervereinigung Deutschlands. Wir fanden es sehr passend; eine Bronzestatue auf einem Granitstein mit einem Loch im Bronzezaun und zwei Menschen, die sich gegenüber stehen und sich die Hand geben. Danach hatten wir das erste Mal Kopfsteinpflaster. Manches ändert sich auch nach der Wiedervereinigung nicht. An der örtlichen Schulbus-Haltestelle gab es eine Pause, die aber aufgrund der Kälte sehr knapp ausfiel.
Unser Weg führte uns weiter nach Ilsenburg. Der Ort hat einen schönen Ortskern, mit einem Schloss hoch über dem Tal. Wir schraubten uns hoch, entdeckten im Schlosshof, dass gerade das Schlossdach neu eingedeckt wurde. Als Belohnung für unsere Mühe hatten wir den Berg hoch eine schöne Sicht auf das Harzvorland und ersten blühenden Obstbäume.
Den Harz im Bereich des Harzvorlands hatten wir bei der Planung der heutigen Tagesetappe schlimmer vorgestellt. Stattdessen ging es moderat rauf und runter. Ab und an war eine knackige Steigung dabei, aber die vermeidliche Qual hielt sich wirklich in Grenzen. Die Strecke ist für jeden mit einer normalen Kondition zu machen.
Die nächste Station war Drübeck. Hier gab es einen schön restaurierten Klostergarten mit imposanter Kirche und dazugehörigem Kloster. Im Windschatten war es fast warm, auch wenn die Besucher, die uns ansprachen immer meinten, dass uns kalt sein müsste (zumindest nicht so lange, wir in Bewegung waren, wir eine lange Hose anhatten und die Handschuhe in Reichweite lagen...)
Die Jugendherberge in Wernigerode war natürlich wieder außerhalb des Orts gelegen. Die Anschrift „Am Eichberg“ erfüllte wieder alle Erwartungen (Berg = den Berg hoch). Die verschiedenen Gebäudeteile lagen sehr schön in einem Seitental des Ortsteils Hasserode. Vorher hatten wir beim Einfahren in Wernigerode die Brauerei Hasseroder Pils gesehen. Unsere erste persönliche Begegnung mit deutsch-deutschen Erfolgsgeschichten.
Das Wetter hatte zu unserer Freude am späten Nachmittag komplett aufgeklart. Es war sonnig, klar und nachdem die Sonne untergegangen war, allerdings auch eiskalt. Ein dünner Pulli, zu dem mich die abendliche Sonne verleitet hatte, ließ mich auf dem abendlichen Bummel durch die Fachwerks-Altstadt Frieren. Auch Handschuhe wären gut gewesen. Ich brauchte mehr als ein Hasseroder Pils, um wieder aufzutauen.
In den Ort konnten wir umsonst mit dem Wernigeroder Ticket. Das Ticket war mit weiteren Vergünstigungen in der Kurkarte enthalten, die wir in der Jugendherberge erhielten. So schön der Ort war, abends nach Schließung der Geschäfte waren im Ortskern die Bürgersteige hochgeklappt. Da war das Rathaus noch so markant, die Fachwerkhäuser noch so gut restauriert, es fehlte ab 18 Uhr das Leben im Ort.
Unterkunft und Essen:
Jugendherberge Wernigerode
Am Eichberg 5 (im Ortsteil Hasserode)
38855 Wernigerode
Telefon: 03943 – 606176
Preis im Doppelzimmer mit Halbpension und Bettwäsche: 58,00 Euro. (50,20 Euro plus 2 x 3,60 Euro für Kurtaxe, Stand: September 2011)
Abendessen in der Jugendherberge Wernigerode
» http://wernigerode.djh-sachsen-anhalt.de/
Die Jugendherberge liegt im Ortsteil Hasserode oberhalb der Dampfeisenbahnstrecke zum Brocken. Der alte Gebäudeteil dürfte aus den 20 er stammen, der neue größere ist klassischer ostdeutscher Plattenbaustil aus den 70 er oder 80 er. Innen war die Jugendherberge aber perfekt saniert. Unser Zimmer hatte ein eigenes Badezimmer mit Dusche und WC. Für die kalte Nacht war die dünne Decke etwas zu dünn, da mussten nachts schon zwei Decken her.
Da die Jugendherberge stark von Schulklassen frequentiert wird, gibt es von Montags bis Freitags ein Standard-Essenprogramm. Mittwochs war Grillabend mit Grillbuffet, die Würstchen schmeckten lecker, die Auswahl war gut und reichlich. Die Warteschlange um 18 Uhr war entsprechend lang. Es wurde immer wieder aufgefüllt und die Köche hatten sich wirklich Mühe gegeben. Das gleiche galt für das morgendliche Frühstücksbüffet.
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