Zunächst begleitete uns am 3. Tag die Weser in ihrem breiten Tal, ehe wir über den Solling-Vogler Naturpark nach Bad Gandersheim kamen. Am Rande des Harzes erreichten wir nach 116 km bei mildem Frühjahrswetter die ehemalige Kaiserpfalz Goslar.
Das Wetter war heute zweigeteilt. Bis in den Nachmittag hinein war es zum Teil schwülwarm, so kamen wir uns auch bei nur 18 Grad schon leicht wie in der Sauna vor. Gestartet sind wir nach flotten Runterrollen von der Jugendherberge in Höxter auf dem Marktplatz. Von dort ging es zügig bis nach Holzminden die Weser entlang. Die Strecke führte am Kloster Corvey entlang und am Wegesrand konnten wir noch deutlich die Spuren des letzten Hochwassers erkennen. Die Reste davon hingen immer noch in den ufernahen Bäumen.
In Holzminden gab es dann wieder dieses „hätte, wäre, wenn“-Szenario. Die Jugendherberge von Holzminden entdeckten wir nämlich direkt an der Weserbrücke am Wasser gelegen. Untergebracht war sie in einem alten Turm mit Blick über Fluss und der neben dem Haus gelegenen Strandbar. Was hätte es gestern schöneres geben können, keinen Berg hoch, schöne Lage, die Getränke mit Sand unter den Füssen und den Fluss vor Augen direkt neben dem Bett. Holzminden wäre also die bessere Wahl fürs Übernachten gewesen. Nun ja, jetzt konnten wir es nicht mehr ändern.
Unser nächstes Ziel von Holzminden aus führte uns vom Fluss weg und langsam Richtung Solling-Vogler Naturparks hinein. Die letzten Ausläufer des Weserberglands gingen bis bei Beveren. Der örtliche, gut sortierte Rewe liegt direkt neben dem Schloss. Das Eis-Cafe am örtlichen Marktplatz zwischen Rewe und Schloss bietet sich für eine Ruhepause an. Für uns war dies kurz vor Mittag noch zu früh. Wir nutzten die schöne Kulisse nur, unsere Vorräte aufzufüllen und in den Solling-Vogler Naturpark hinein zu fahren.
Dieses für uns Rheinländer unbekannte Mittelgebirge war bei schwülwarmem Wetter nicht wirklich spaßig und nach kaum 30 km mussten wir die erste Essenspause für einen Energieschub machen. Danach lief es besser und es begann eine Strecke mit stetigem Bergab, aber dafür auch langen und überaus genussvollen Abfahrten.
Nach Stadtoldendorf konnten wir zum Beispiel lange und entspannt hinein radeln. Aus dem Ort heraus ging es zwar wieder lang gezogen bergan, danach konnten wir aber über eine gut einzusehende Strecke das Rad einige Kilometer runter rollen lassen. Weiter ging es diesmal durch kleinere Orte erneut einen Berg hoch, das gleiche Spielchen auf der anderen Bergseite diesmal nur mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen herunter. Wagemutigere Fahrer können sicherlich auch die von uns nicht erreichte 50 km/h-Grenze toppen.
Irgendwann erreichten wir das Tal der Ilme und entschlossen uns in Einbeck eine längere Pause zu machen. Der Ort Einbeck hat uns gut gefallen. Ein fast geschlossener Altstadtkern im Stil der Weserrenaissance, ein schönes Ensemble gut restaurierter Fachwerkhäuser am lang gezogenen Marktplatz mit vielen Cafes und Sitzmöglichkeiten. Jedes Haus für sich hat unendlich viele Verzierungen, Bemalungen und Schmuck, jedes ist ganz individuell gestaltet.
Aus dem Ort heraus fährt man an den üblichen Discounter (hier ist Aldi-Nord-Land) vorbei, die waren für uns immer eine gute Gelegenheit Vorräte aufzufüllen. Weiter an der Strasse entlang nach Kreinesen ist der Fahrradweg leider noch nicht ganz fertig (Stand: April 2011), so dass wir teilweise auf der Strasse fahren mussten. Es ist aber nicht allzu viel Verkehr, so dass wir gefahrlos runter rollen konnten. Die Ilme fließt hinter Einbeck in die Leine, so dass uns ab Volksen die Leine als neuer Fluss begleitete. Von der Eisenbahnbrücke aus vor Kreinesen gelegen, wurde ein sehr schöner Fahrradweg die Leine entlang angelegt. Die Strecke führt um den Ort herum Richtung Bad Gandersheim. Auf der Karte sind hier einige Steigungen angegeben. Wir entschieden uns daher – um es so moderat wie möglich zu gestalten – für den Standstreifen der Landstrasse. Diese Strecke konnten wir fast bis nach Bad Gandersheim hinein benutzen. Auch wenn hier sicherlich mehr Verkehr ist, war die Strecke nicht so schlimm, wie wir gedacht hatten. Im April 2011 war die Innenstadt von Bad Gandersheim am Marktplatz eine einzige Baustelle. Es sollte neues Pflaster geben und Strassen und Bürgersteige waren in großen Teilen aufgerissen. So erreichten wir schippend uns geplantes Tagesziel, den Marktplatz von Bad Gandersheim.
Es war erst halb 5, wir waren zwar schon circa 75 km gefahren, aber es hatte sich zwischenzeitlich richtig aufgeklart, blauer Himmel, laues Lüftchen, kein Dunst mehr am Horizont. Die Verlockung über Bad Gandersheim weiterzufahren, war groß. Morgen sollte es regnen, die Temperaturen sollten fallen. Was sollten wir mit einem Ruhetag wegen strömendem Regen in einem Senioren-Kurort?
Nach Auffüllen des Wassersacks im örtlichen Ratskeller entschieden wir uns die letzten 43 km bis nach Goslar durchzufahren. Aus Bad Gandersheim heraus mussten wir stramm hochfahren und dann immer wieder den Hang ansteigend. Als Belohnung folgte eine lange Abfahrt. Die Strecke führte uns unter der Autobahn 7 hindurch. Unterwegs begegneten uns einige stillgelegte Eisenbahnstrecken und unser Fahrradweg war manches Mal nur ein einsamer Waldweg. Die ganze Strecke zog sich und 43 km können im Abendlicht ganz schön lang werden.
Die letzte Strecke vor Langelsheim führte uns dann auf der alten, stillgelegten Landstrasse Richtung Goslar. Die Natur hatte sich hier in kurzer Zeit den Asphalt und die Randbegrenzungen zurückerobert. Die Einheimischen benutzten den Weg immer noch als Abkürzung. Wir mussten daher beim Schlagloch-Umkurven aufpassen, dass wir nicht einem einsamen Raser in die Quere kamen. Das letzte Stück dieser Strecke, ehe wir nach Langelsheim hineinfahren konnten, führte uns über eine längere Schotterpiste. Es lag so viel Schotter auf der Strecke, dass an ein Fahren nicht zu denken war, Schieben in der Abenddämmerung war stattdessen angesagt. Hätten wir die Strecke durch den Wald benutzt, hätten wir fahren können, dafür wäre der Weg doppelt so lang gewesen, „hätte-wäre-wenn“, irgendwann waren wir dann endlich in Langelsheim, dem vorletzten Ort vor Goslar.
Langelsheim und Astfeld gehen fast nahtlos in einander über. Am Ortsausgang von Astfeld über das Smartphone nach einer Unterkunft in Goslar geschaut, es war kurz vor 20 Uhr und es wurde dann doch langsam Zeit bei der beginnenden Dunkelheit nach einem Quartier zu suchen.
Wir entschieden uns für das Ramada in Goslar, vor allem weil sie noch bis 23 Uhr warme Küche hatten. Nach einer letzten Steigung vom Bahnhof in Goslar hoch zum Hotel konnten wir endlich nach knappen 120 km unter die Dusche und uns dann das Abendessen schmecken lassen.
Mit müden und ziemlich kaputten Knochen fielen wir irgendwann ins Bett. Aber wir haben es geschafft: 116 km durch das Weserbergland, den Solling entlang und die ersten Ausläufer des Harzes!
Unterkunft und Essen:
Ramada Hotel Bären
Krugwiese 11 a
38640 Goslar
Telefon: 05321 – 782-0
Preis im Standardzimmer mit Frühstücksbuffet: 88,00 Euro. (60,00 Euro plus 2 x 14 Euro fürs Frühstück, Stand: September 2011)
» http://www.ramada.de/hotels/hotels_index.php?hotel_code=15715
Unser Standardzimmer war recht klein, aber sauber und hatte auch einen Balkon. Das Bad funktioniert sehr gut. Mit dem Zimmer und mit dem ruhig gelegenen Hotel konnten wir zufrieden sein. Unsere Räder kamen in den Heizungskeller. Eine Angestellte des Hauses begleitete uns mit dem Aufzug runter und schloss hinter uns die Tür auch wieder ab. Das Frühstücksbuffet des Hotels war am nächsten Morgen mehr als ausreichend bestückt. Wir konnten Waffeln selber machen, es gab gekühlten Sekt und eine üppige Auswahl an Brot, Wurst, Käse und weiteren kleinen Schweinereien. Für den Preis ist das Hotel locker eine Empfehlung. In die Stadt geht man circa 15 min den Berg runter, moderat hoch sicherlich ein wenig länger.
Essen:
Trattoria Da Enzo
Bäckerstr. 18
38640 Goslar
Telefon: 05321 – 23223
» http://www.trattoria-daenzo.de/
Die Trattoria Da Enzo ist italienisches Restaurant in einem alten Fachwerkhaus mit farbenfrohen Innenräumen. Wir aßen eine leckere vegetarische Pizza und Tagiatelle mit frischen Champignons und Scampi. Beides war ausreichend und schmeckte lecker. Das Lokal liegt in der Nähe von Karstadt wenige Häuser neben der Sparkassenfiliale. Der Jack Wolfskin-Laden liegt auf der gleichen Straßenseite. Es gab eine abwechselungsreiche Speisekarte, die Preise waren okay und es aßen viele Einheimische im Restaurant.
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