Von Werningerode könnte uns die Schmalspurbahn in den Harz zum Brocken hinein tragen. Wir geniessen stattdessen auf der 5. Etappe noch ein wenig den Trubel des Vormittags in der Innenstadt, ehe wir uns am nördlichen Harz-Rand vorbei an Blankenburg und Thale weiter Richtung Osten bewegen. Quedlinburg mit seinem mächtigen Schlossberg ist nach 40 gemächlichen Kilometern unser heutiges Tagesziel.
In Wernigerode gönnten wir uns bei dem schönen Wetter noch eine kurze Besichtigung der Fußgängerzone und des Marktplatzes mit seinem charakteristischen Rathaus. In einer Seitengasse, dem Kohlmarkt (erreicht man nahe dem Rathaus von der Breite Strasse aus), gibt es ein Outdoor-Geschäft, das unter anderem auch eine breite Palette von unterschiedlichen Gaskartuschen führt.
Irgendwo im Innenstadtbereich hat die Fahrrad-Beschilderung eine Lücke. Wir haben lange gesucht, bis wir einen Fahrradweg aus der Stadt raus gefunden hatten. Wir hätten uns Richtung Schloss hoch halten müssen. So haben wir stattdessen ziemlich geflucht und einige „Ehrenrunden“ in der Innenstadt gedreht.
Der „Burgberg“ (=hoch) führte uns schließlich zum Schloss hoch und dann an Kleingartenanlagen vorbei wieder runter. Die weitere Strecke führte uns lange am Waldrand entlang, bevor wir den nächsten Ort Beringerode erreichten. Hier im Gebiet des Vorharzes konnten wir fast nicht meinen, dass man in der unmittelbaren Nähe des Harzes selber war. Die Landschaft war geprägt von an Obstwiesen und leicht welligem Hügelland. Zweispurige Betonplatten wurden als Fahrradwege genutzt.
Blankenburg auf halber Strecke zwischen Wernigerode und Quedlinburg hatte schon bessere Tage erlebt. Industrieruinen prägten das Stadtbild in den Außenbezirken. Auch die Fußgängerzone passte zu diesem Bild. Am südöstlichen Rand der Innenstadt gibt es Aldi-Nord, hier füllten wir unsere Vorräte auf.
Über die Timmenröder Strasse verließen wir den Ort und fuhren weiter nach Timmenrode und Thale. Die Innenstadt von Thale ist interessante Mischung zwischen Neu und Alt. Nicht immer zum Vorteil dominieren die neuen Bauten den Marktplatz in der Innenstadt. Als Alternative entschieden wir uns zum Kloster Wendhusen zu fahren. Hier gibt es gegenüber der ehemaligen Klosteranlage einen neuen Campingplatz (Kloster-Camping Thale) am Fluss Bode. Der Platz bietet keine offiziellen Picknickplätze für Nicht-Camper. Es wurde uns aber netterweise erlaubt, unsere eigenen Sachen auszubreiten. In der Saison gibt es auch ein Cafe an der Rezeption mit Kleinigkeiten zu essen.
Wir kamen schnell mit den netten, hilfsbereiten Besitzern ins Gespräch. Für die Weiterfahrt empfahlen Sie uns einen Feldweg am Fluss Bode entlang. Zwar hatten wir zuerst in der Mühlenstrasse und später in der Mühlenbergstrasse (Berg = hoch) schreckliches Kopfsteinpflaster, danach führte der Feldweg fast direkt am Fluss entlang.
Die „Teufelsmauer“ hätten wir sonst gar nicht mitbekommen. Diese uralte Felsformation besteht aus einzelnen Felstürmen aus blankem Sandstein. In früheren Zeiten wurden sie als Steinbruch benutzt, inzwischen steht das Gebiet unter Naturschutz. Verschiedene Wanderwege erschließen die „Teufelsmauer“
Neinstedt trennte uns als letzter Ort von unserem Tagesziel Quedlinburg. Nochmals überquerten wir den Fluss Bode, ehe wir über einen Feldweg in die Außenbezirke von Quedlinburg hinein fuhren. Von weitem konnten wir den Schlossberg und die Stadtsilhouette sehen. Der Fahrradweg führte uns dann in einem weiten Bogen in die Stadt hinein.
Nach dem frühen Einchecken um halb 5 in der Jugendherberge ein, streiften wir lange durch die Innenstadt von. Der Ort bietet nicht so viel touristische Infrastruktur wie Wernigerode. Durch sein eher „unfertiges“ Aussehen, gefiel er uns aber besser. Gerade der Schlossberg und die unterhalb liegen Gassen (= hoch) bieten schöne und gut restaurierte Altstadtatmosphäre. Die Altstadtbereich selber prägt mit sehr viel Grün das gesamte Stadtbild. Wir fanden Quedlinburg lebendiger, weil es eben nicht so auf Tourismus „gebürstet“ ist, wie Wernigerode.
Unterkunft:
Jugendherberge Quedlinburg
Neuendorf 28
06484 Quedlinburg
Telefon: 03946 – 811703
Preis im Doppelzimmer mit Frühstück und Bettwäsche: 49,00 Euro (Preis incl. Kurtaxe, Stand: September 2011)
» http://quedlinburg.djh-sachsen-anhalt.de/
Die Jugendherberge ist einem alten städtischen Gebäude aus den 1920 er Jahren untergebracht. Das Gebäude liegt knapp 5 Fussminuten von der Innenstadt entfernt. Der gesamte Komplex, der sich um einen grossen Innenhof gruppiert, besteht aus verschiedenen Gebäudeteilen. Die Fahrräder wurden zum Beispiel in einer alten Halle, in der heute die Tischtennis-Platten stehen, untergebracht.
Quedlinburg hat die kleinste Jugendherberge Sachsen-Anhalts, mit nur knapp 50 Betten. Als eine der wenigen nimmt die Jugendherberge keinerlei EC- und Kreditkarten an (Stand: April 2011) und wir konnten nur in bar bezahlen (!). Die Rezeption hat den Charakter eines Wohnzimmers und der Speisesaal den eines grösseren Esszimmers (mit sehr guter Zeitschriften-Auswahl).
Halbpension für Einzelreisende gibt es nur, wenn Schulklassen, die ebenfalls Halbpension gebucht haben, anwesend sind. Für Einzelpersonen alleine wird keine Halbpension angeboten. Das Frühstück war exzellent. Liebvoll zubereitet mit einer umfangreichen Auswahl ließ es keine Wünsche offen.
Essen:
Kartoffelhaus Nr. 1, Breite Strasse 37, 06484 Quedlinburg, Telefon: 03946 – 708334
» http://www.kartoffelhausno1.de/
„Essen, wo die Einheimischen essen“ war das Motto unseres Urlaubs. Das „Kartoffelhaus Nr. 1“ war daher wieder eine Empfehlung, diesmal vom Jugendherbergs-Wirt. Das „Kartoffelhaus“ ist Kette, die einige Filialen in Ostdeutschland hat, auch in Dessau lautete die Empfehlung der dortigen Jugendherberge, wieder das „Kartoffelhaus“ fürs Aus- und Essengehen zu nutzen.
In Quedlinburg ist das Kartoffelhaus in einem alten Fachwerkbau untergebracht und bietet – wie der Name schon sagt – hauptsächlich Gericht aus Kartoffeln an. Die Preise bei Speisen und Getränken waren fair, die Qualität des Essens ging ebenso wie die Portionsgrösse in Ordnung.
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