Heute war der Tag des Fahrens. Circa 400 km sollen es von Akureyri über Blönduos und Borgarnes bis nach Stykkisholmur werden. Über die Landstrasse konnten wir fast kontinuierlich 90 km/h, die offizielle Höchstgeschwindigkeit, fahren. Die Landschaft war eine Mischung von flachen Hochtälern, weiten Flusstälern, Küstenlandschaften mit Blick auf Fjorde, alles weit und flach.
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Akureyri - Stykkisholmur
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Freitag, 15. Juni 2012
Wieder spät aufgestanden, über die Strasse zum Duschen gegangen, gemütlich gefrühstückt und gegen 12.30 Uhr den Platz verlassen. Das Wetter sollte heute zwischen 7 und 11 Grad schwanken, eher wolkig als sonnig, meistens so eine Art Schleierbewölkung am Himmel.
Heute war der Tag des Fahrens. Circa 400 km sollen es von Akureyri über Blönduos und Borgarnes bis nach Stykkisholmur werden. Über die Landstrasse konnten wir fast kontinuierlich 90 km/h, die offizielle Höchstgeschwindigkeit, fahren. Die Landschaft war eine Mischung von flachen Hochtälern, weiten Flusstälern, Küstenlandschaften mit Blick auf Fjorde, alles weit und flach. Die umliegenden Berge waren eher sanft gerundet, nichts schroffes, zwar hoch, aber von Gletschern gerundet. Wenige Bäume gab es unterwegs zu sehen, alles war so eine Art versteppte Savannen-artige Landschaft. Man muss man wohl hier geboren sein, um hier leben zu können.
In Blönduos machten wir eine Pause. Mit Blick auf den örtlichen Fluss konnten wir windgeschützt einen Kaffee geniessen. Ohne Wind bei Sonne kommt ja immer die Illusion von Sommer auf. Wir entscheiden uns gegen die nichtasphaltierten Strassen, die eine Abkürzung darstellen würden (wie zum Beispiel die Strasse Nr. 59 und später die Nr. 54). Die Einmündung der Nr. 54 sehen wir später kurz vor Stykkisholmur auf unsere Strasse treffen. Für geländegängige Fahrzeuge sind beide Strassen sicherlich kein Problem, auch ein normaler Pkw könnte sie machen. Aber so zügig, wie wir bisher fahren konnten, macht diese Strecke ein Strassen-Pkw nicht. Bequemlichkeit ging daher für uns vor kürzerer Strecke.
Borgarnes biegen wir nach rechts ab und fahren ebenso entspannt weiter nach Stykkisholmur, einem 2.000 Einwohner-Dorf an der Westküste. Von hieraus könnten wir die Fähre in die Westfjorde nehmen. Die sind aber noch einsamer, als die Gegend, durch die wir heute gefahren sind. Außerdem dauert die Fährfahrt über 3 Stunden. Bei bewegter See sicherlich nicht wirklich angenehm.
In Stykkisholmur suchen wir den Campingplatz. Er ist nicht ausgeschildert, wir finden ihn eher zufällig an der Post vorbei direkt am Golfplatz. Viele Isländer nutzen in als Wochenend-Ausflugsziel. Der Platz ist gut gefüllt mit Falt-Caravans und Wohnwagen. Für Isländische Verhältnisse ist er schon fast voll. Nach dem Abendessen geht es noch mal in den Ort. Ein süsser kleiner Fischereihafen mit der Fähre, die zu den Westfjorden gehen würde. Mehrere kleine Fisch-Restaurans gibt es. Alle haben eine leckere Auswahl an Gerichten. Aber eine grosse Fischsuppe für umgerechnet 18 EUR dämpft den Enthusiasmus für isländisches Essen ein wenig.
Es hat sich eingetrübt heute abend. Nur ein Streifen mit Sonnenuntergang gab es am Hafen zu sehen, ansonsten viel Wolken und grau in grau. Wir sind mit unserem Wagen noch gut dran. Es dürften 7 Grad mit viel Wind sein.
Samstag, 16. Juni 2012
Vom Hügel oberhalb unseres Stellplatzes konnte ich um 24 Uhr noch die Mitternachtssonne sehen. Untergegangen war sie noch nicht, als ich um diese späte Uhrzeit auf den Hügel kletterte, um die letzten Sonnenstrahlen noch mitzunehmen. Schön war es anzusehen, wie die Sonne, die Häuser und des Ortes und das Meer in ein warmes Licht tauchte. Zwischen Meer und Wolken war genau der schmale Streifen frei, der es der Sonne ermöglichte, um diese Uhrzeit noch auf das Land zu scheinen. Irgendwann später waren dann auch unsere isländischen Nachbarn mal ruhig. Bei 7 Grad Abendtemperaturen hatten sie ein ganz schönes Stehvermögen bewiesen.
Wir verzichteten auf die Aussenduschen und machten uns drinnen fertig. Heute stand die Snaefellsnes-Halbinsel auf dem Programm. Es gab viel karge Vulkan-Landschaft zu sehen, dazu viel Weiden, Schafe, Island-Pferde und kleine Seen auf der anderen Seite der Landschaft.
Unsere erste Station war Grundarfjördur, mit 910 Einwohnern, der zweitgrösste Ort hier an der Nordküste. Der grösste, Olafsvik, hatte nur 80 mehr und kommt auf 990 Einwohner. Grundarfjördur hatte einen Fischereihafen und war das beste Beispiel eines kleinen Fischer-Dorfes. Ein Hotel gab es, ein wenig Gewerbe, ein Restaurant, einen Supermarkt und ein paar nette Strassen.
Im Hafen lag zum Zeitpunkt unserer Ankunft die „Bremen“ der Hapag-Lloyd-Reederei vor Anker. Zu Ehren des Schiffs gab es drei Nationalflaggen am Hafen, die auf Nachfrage in der Tat nur für einlaufende Kreuzfahrt-Schiffe gehisst werden. Diesen Monat kommt noch eins, nach den zweien im Juni gibt es dann am 05.07. noch mal ein weiteres Schiff. Die „Bremen“ hatte aber nur kurz geankert. Um 14 Uhr fuhren sie schon wieder weg.
In der nächsten Station Olafsvik hielten wir nur kurz an. Wir wollten eigentlich noch „Styr“ kaufen, eine Art Dickmilch-Joghurt, der uns gut geschmeckt hatte. Wir hatten ihn nach Beschreibung im Reiseführer mal ausprobiert und er hatte uns gut geschmeckt. Statt mit „Styr“ kamen wir mit Fisch von der örtlichen Fischereigenossenschaft raus. Fünf mal Seefisch unbekannter Art (vielleicht Kabeljau, laut Etikett „Porsk Hnakkar“) zum Preis von 867 ISK. Noch nicht mal 6 EUR, da konnten wir nicht wiederstehen. Er war gefroren, daher auch für unsere kleine Kühlbox gut unterzubringen.
Nächste Station war Rif: Das Cafe im 100-Einwohner-Ort Rif war ein Tip aus dem Lonely Planet. Aus Richtung Grundarfjördur kommend ist am Ortseingang ein kleiner, rustikaler Hinweis auf „Gamla Rif“. Im Ort selber mussten wir erst die Dorfstrasse hinein, eine kleine Anhöhe hoch und noch ein wenig weiter auf der Dorfstrasse fahren, ehe wir auf der linken Seite das Cafe liegen sahen.
Laut Lonely Planet wird das Cafe von zwei Frauen betrieben, deren Männer Fischer sind. Die Fischsuppe sollte sehr gut sein, da wir beide Fischsuppe mögen, musste sie probiert werden. „Gamla“ sprich „alt“ ist am Cafe nur wenig. Das Innenleben ist ein wenig auf alt getrimmt. In einer Glasvitrine gibt es die Kuchenauswahl zu sehen. Als wir da waren, gab es leckeren Käse-Rhabarberkuchen. Das Essen wurde daher zweigeteilt, einmal Kuchen und einmal Fischsuppe.
Der Lonely Planet zeichnet die Suppe noch mit 1.500 ISK aus. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs kostete sie 1.700 ISK und sie war ihren Preis wert. Eine ordentliche, sehr leckere Portion mit zwei Scheiben Brot dazu. Die Fischeinlage war ausreichend und der Fond schmeckte sehr lecker.
Eine der Inhaberinnen, Anne, versorgte uns noch mit Tipps für die Umgebung, was wir uns unbedingt angesehen haben müssen. Bei soviel Rund-Um-Betreuung konnten wir uns nur wohl fühlen.
Auf einer örtlichen Landkarte zeichnete Anne uns ein, welche Örtlichkeiten wir unbedingt sehen mussten und fast alle schauten wir uns brav an. In Hellissandur gab es Torfhäuser zu sehen, über eine Schotterpiste war Svörtuloft zu erreichen, eine Steilküste mit Vogelnester und brütenden Möwen und Lummen.
Nächste Station war Saxholl, ein erloschener Krater, auf den wir steigen konnten. Der Weg war gut abgesichert und von oben hatten wir einen schönen Blick auf den Snaefellsjökull, den Gletscher, der dem ganzen Gebiet seinen Namen gab. Weiter ging es zum Djuplorissandor, einem Gebiet, dass früher für die Fischerei sehr wichtig war, hier war eine gute Anlandungsmöglichkeit für die Fischer. Hier konnten sie geschützt ihre Ladung löschen. Wenige Reste sind an der geschützten Bucht von oben noch zu sehen. Ansonsten gibt die Gegend einen guten Einblick in die Trostlosigkeit, in der die Menschen, hier lebten. Die Torfhäuser mit ihrem grünen Inneren, dem Moos und der Feuchtigkeit waren schon entbehrungsreich.
Nach der schönen Bucht erreichten wir die Südküste der Snaefellnes-Halbinsel. Hier klarte sich das Wetter richtig auf. Die Sonne beschien die Küste. Die Wärme der Abendsonne tauchte alles in ein warmes Licht.
Campingplätze waren aber irgendwie dünn gesät. Der Westisland-Reiseführer der örtlichen Touristenbüros half uns hier aus. Im LonelyPlanet war diese Gegend hier ohne verwertbare Unterkünfte und nach Borgarnes waren es noch fast 100 km.
Wir fanden aber noch das Kast Camping und Guesthouse, ein Campingplatz etwas von der Strasse abgelegen. Die Lage war schön, direkt unterhalb von Bergen, mit Blick aufs Meer. Aber der Platz war windig. Überhaupt war es der Tag des Windes, kein Augenblick ohne Wind von allen Seiten.
Das Nachkochen der Fischsuppe gestaltete sich ein wenig schwierig. Wir mussten den Wagen so rangieren, bis er so im Wind stand, dass der Kocher überhaupt betrieben werden konnte. Aber es klappte und die Suppe schmeckte. Beim Spülen trafen wir noch auf Braunschweiger, die wir uns am Saxholl gesehen hatten. Sie waren erst seit zwei Tagen da, hatten ihre gesamte Campingausrüstung in Island erstanden und harrten jetzt tapfer auf das, was kommt.
Momentan ist es immer noch windig, es ist 23.15 Uhr. Man ahnt, dass die Sonne hinter den Bergen noch ist, es ist noch so hell, wie bei es bei uns um 18 oder 19 Uhr um die gleiche Jahreszeit wäre. Wenn nur der Wind nicht wäre, beständig bläst er und wir haben schon lange das Dach heruntergezogen, zu laut und kühl war es.
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